Diskriminierung von älteren Frauen

Diskriminierung von älteren Frauen

Leistungen werden weniger wahrgenommen, Kompetenzen bezweifelt und neue Chancen vorenthalten. Altersdiskriminierung ist ein weit verbreitetes Problem, das Menschen aller Geschlechter – und jeden Alters – betrifft.

Frauen im Berufsleben scheinen nie das richtige Alter zu haben: entweder sie sind zu jung, werden nicht richtig ernst genommen, die Ärztin wird als Schwester, die Marketingmitarbeiterin als Sekretärin angesprochen. Mit 30 bis 40 behindert eine mögliche Mutterschaft die Förderung, ältere Frauen sind „kompliziert“, nicht zeitgemäß oder einfach zu alt.

In einer Gesellschaft, die den Jugendkult zelebriert, werden Frauen mit zunehmendem Alter häufig mit doppelter Benachteiligung konfrontiert. Sexismus und Altersdiskriminierung verschmelzen zu einem unsichtbaren Problem, das Frauen in allen Lebensbereichen zurückwirft.

Von der Rentenlücke bis hin zu unfairen Schönheitsidealen und unbezahlter Arbeit – in diesem Blogbeitrag beleuchten wir die vielfältigen Facetten der Diskriminierung von älteren Frauen und zeigen auf, wie wir gemeinsam für ein gleichberechtigtes Miteinander eintreten können.

INHALTSVERZEICHNIS

Wenn Sexismus auf Alter trifft

In unserer Gesellschaft werden Frauen mit zunehmendem Alter häufig mit Vorurteilen und Benachteiligungen konfrontiert. Altersdiskriminierung und Sexismus verschmelzen zu einem doppelten Problem, das Frauen in allen Lebensbereichen zurückwirft.
Die Vorstellung, dass Männer im Alter an Wert gewinnen, während Frauen an Attraktivität verlieren, ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt.

Männer mit 50 Plus gelten als erfahren, tatkräftig, Frauen als alt und widerspenstig, werden oft unsichtbar.

Mann mit 50
Alter trifft auf Sexismus

Monetäre Ungleichheiten: die Pensionslücke klafft weit auseinander

1. Pensions-Pay-Gap und Gender Pay Gap

Die niedrigeren Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, bedingt durch Teilzeit, Kinderbetreuung, und Carearbeit resultieren in einer geschlechtsspezifischen Pensionslücke von 41,6%.

▶︎ Gender Pay Gap: In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2022 bei 18,4% und damit deutlich über dem EU Schnitt (EU-27) von 12,7%

▶︎ Teilzeitbeschäftigung: 79,0% aller Teilzeitbeschäftigten in Österreich 2021 waren Frauen (EU-Durchschnitt: Frauen 29,5%) – Statistik Austria Zahlenspiegel März 2023

▶︎ Die durchschnittliche Alterspension der Frauen in Österreich lag 2021 bei 1.264 €, jene der Männer bei 2.164 € – Statistik Austria Zahlenspiegel März 2023

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache.

Gender pay gap

2. Armutsgefährdung: Frauen sind im Alter besonders betroffen

Die hohe Rate an Teilzeitbeschäftigung unter Frauen, verbunden mit niedrigeren Löhnen und erschwerten Aufstiegschancen, trägt zur Armutsgefährdung bei.

Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass ein signifikanter Anteil der über 65-jährigen Frauen von Armut bedroht ist. Diese finanzielle Unsicherheit im Alter kann verheerende Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Gesundheit haben.

Die ungleiche Verteilung von Erwerbseinkommen und Renten wirkt sich direkt auf die Armutsgefährdung aus: Rund 18% der Frauen über 65 Jahren sind armutsgefährdet, gegenüber 12% bei Männern Momentum Institut.

3. Arbeitsmarkt: Altersdiskriminierung als Barriere

Frauen über 50 stoßen oft auf Vorurteile und Barrieren bei der Arbeitssuche. Alter wird meist als Nachteil betrachtet, insbesondere in Branchen, die von einem Jugendkult geprägt sind.

Die Diskriminierung von älteren Frauen macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: 14% der Frauen ab 45 Jahren erleben Benachteiligung bei der Jobsuche, im Vergleich zu 10% der Männer (Statistisches Bundesamt).

4. Care-Arbeit und unbezahlte Arbeit: Die unsichtbare Last

Die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit und Pflegeaufgaben verschärft die Situation zusätzlich: Seit 40 Jahren stemmen Frauen den Löwenanteil der unbezahlten Care-Arbeit, was zu einem finanziellen und beruflichen Nachteil führt – aktuell immer noch 43% häufiger als Männer (Momentum Institut).

Diese unsichtbare Arbeit wird oft nicht angemessen gewürdigt und trägt zur strukturellen Benachteiligung von Frauen im Alter bei.

In den Pflegeregelungen spiegelt sich diese Ungleichheit wider: Ende 2022 lag der Frauenanteil beim Pflegepersonal der stationären Pflegedienste in Österreich bei 85,4%Statista 2024

Die monetäre Dimension der Diskriminierung von älteren Frauen ist ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem, das dringend angegangen werden muss. Es ist an der Zeit, dass wir uns bewusst werden über diese Ungerechtigkeiten und gemeinsam daran arbeiten, eine gerechtere Zukunft für alle zu schaffen.

Care Arbeit und Hausarbeit

Trotz aller Widrigkeiten: Frauen gründen und führen Unternehmen

Es ist daher wenig verwunderlich, dass Frauen in der Generation 50 Plus aktiv und unternehmerisch tätig werden.

87% der aktuell im digitalen Schaufenster von Wir BestAger gelisteten Unternehmen und Initiativen werden von Frauen geführt.
Sie sind der Beweis dafür, dass Alter und Geschlecht keine Grenzen setzen, sondern neue Möglichkeiten eröffnen.

Übrigens: 19% der Einzelunternehmens-Gründer:innen in Österreich sind über 50 Jahre – WKO

Gesundheit und Alltagsdiskriminierung

Die Gesundheit älterer Frauen ist ein Bereich, der oft vernachlässigt wird, obwohl er entscheidend für ihre Lebensqualität ist. Insbesondere die folgenden Punkte verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen BestAgerinnen konfrontiert sind:

1. Wechseljahre und Menopause

Etwa die Hälfte aller europäischen Frauen befinden sich in der Menopause. Unter Beschwerden leiden etwa 2/3 aller Frauen, ca. 1/3 so heftig, dass die Lebensqualität massiv beeinträchtigt wird.

In einigen Ländern, wie Großbritannien, wird die Menopause mittlerweile als ernstzunehmendes Gesundheitsproblem betrachtet, das auch am Arbeitsplatz berücksichtigt werden muss. (Der Standard, 22.2.2024; Wechselweise)

Mehr zum Thema Wechseljahre in unserem Expertenblog „Wechseljahre leicht gemacht“.

altersdiskriminierung

2. Klimawandel und Gesundheitsrisiken

Die Schweizer KlimaSeniorinnen erreichten beim EGH die Anerkennung von Klimaschutz als Menschenrecht. Sie stützten sich in ihrem Antrag auf Berichte von der WHO „Gender, Climate Change and Health“ sowie das Schweizerische Tropen- und Public Health Institute, wonach die Auswirkungen von Hitze ältere Frauen deutlich stärker betrifft als Männer (Falter 16/24, S. 44)

3. Lebenserwartung und Gesundheitszustand

Frauen leben länger, verbringen aber laut eigener Einschätzung fast 20 Jahre ihres Lebens in einem Zustand mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit, Männer knapp 15 Jahre.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 35,7% Haupttodesursache bei Frauen, während bei Männern dieser Anteil mit 32,9% deutlich niedriger liegt. Dennoch werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen als typisch männlich angesehen – Frauengesundheitsbericht 2022

Zum Thema Gesundheit 50 Plus findest du eine Reihe von Infos und Tipps in unserem Blog Gesundheit & Leben.

4. Ungleichbehandlung des natürlichen Alterungsprozesses

Während Männer mit grauem Haar und Falten oft als attraktiv und charismatisch angesehen werden, werden Frauen dazu ermutigt, ihr Aussehen zu verändern, um jünger zu wirken.

Schon an Mitte 40 wird uns Frauen zu dezenter Kleidung, kniebedeckten Längen und Kaschierung der Oberarme durch Schals geraten. Empfehlungen an Männer zur Verwendung einer Kopfbedeckung bei schütterem Haar oder einer Bauchbinde findet man weniger.

In Werbungen und Filmen werden Frauen meist jung und makellos dargestellt, während Männer auch mit grauen Haaren und Falten als erfolgreich und begehrenswert präsentiert werden.

Diese Doppelstandards setzen Frauen einem enormen Druck aus, dem sie oft nur schwer standhalten können. Falten und graue Haare sind Zeichen eines gelebten Lebens und sollten nicht als Makel betrachtet werden.

Es ist an der Zeit, dass wir diese diskriminierenden Schönheitsideale hinterfragen und eine neue Definition von Schönheit schaffen, die Alter und natürliche Vielfalt einschließt. Nicht Anti-Aging, sondern Pro-Aging ist die Devise.

ageism bei frauen

5. Ermäßigung und offizielle Altersgrenzen

Trotz eines offiziellen Pensionsantrittsalters von 60 werden Frauen in Österreich von bestimmten Vergünstigungen ausgeschlossen (Beispiel Klimaticket).

Die unsichtbaren Herausforderungen, mit denen BestAgerinnen im Bereich Gesundheit und Alltag konfrontiert sind, müssen ernst genommen und aktiv angegangen werden. Nur durch eine umfassende Anerkennung und der Bekämpfung der Diskriminierung von älteren Frauen können wir eine Gesellschaft schaffen, die Frauen gleiche Chancen und Würde bietet.

Fazit: Diskriminierung von älteren Frauen

Altersdiskriminierung ist ein Problem, das alle Menschen betrifft, trifft Frauen jedoch häufig doppelt so hart.

Altersdiskriminierung ist nicht nur unfair, sie schadet auch der Gesellschaft insgesamt. Denn ältere Menschen sind eine wichtige Ressource, die über einen reichen Erfahrungsschatz und wertvolles Wissen verfügt.

Es ist an der Zeit, dass wir diese unsichtbaren Barrieren aufbrechen und eine Gesellschaft schaffen, in der Menschen jeden Alters wertgeschätzt und respektiert werden.

Gemeinsam können wir etwas bewegen und ein neues Bild von Frauen im Alter prägen: selbstbewusst, erfolgreich und voller Lebensfreude.

In Deutschland startete kürzlich eine vielbeachtete Kampagne gegen Altersdiskriminierung von Frauen unter dem Titel „Ohne mich würdet ihr alt aussehen“: https://palais-fluxx-arbeit.de/
Ziel der Kampagne ist es, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

Ohne mich würdet ihr alt aussehen

Wir können etwas gegen Altersdiskriminierung tun, indem wir:

▶︎ Unsere eigenen Vorurteile und Stereotypen hinterfragen.

▶︎ Über Altersdiskriminierung sprechen und aufklären.

▶︎ Unternehmen und Institutionen kritisieren, die Altersdiskriminierung praktizieren.

▶︎ Unsere Stimme erheben und für ein gleichberechtigtes Miteinander kämpfen.

Mag. Ulrike Ischler

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