BestSger Interview Günter Cseh

BestAger Interview Günter Cseh

Unsere BestAger Interviews stellen Menschen um die 60 Plus vor – sie berichten über ihren Lebensweg und ihre Pläne für die nächsten 20-30 Jahre. Hier lernen wir aktive BestAger ganz privat kennen, möchten zu weiterer Tätigkeit motivieren und das überholte Bild der Menschen unserer Generation der Realität anzupassen.

Heute treffe ich mich mit Mag. Günter Cseh – einem sehr umtriebigen BestAger, seit kurzem in Pension – im Cafe Oberlaa auf der Gersthofer Strasse in Wien.

Ulrike
Lieber Günter, ich freu mich, dass du dir heute die Zeit nimmst für unser Gespräch.
Wir kennen uns ja schon sehr lange aus unserer Zeit in der Pharmaindustrie – also etwa seit den 1990er Jahren. Beinahe 30 Jahre später haben sich unsere Wege wieder gekreuzt – als Geschäftspartner beim Aufbau von mysalifree, heute dein Biokosmetik Unternehmen.

Als mein Interviewpartner für Wir BestAger – es geht ja darum, Menschen zu motivieren, aktiv zu bleiben - bitte ich dich, uns etwas aus deinem bewegten Leben zu erzählen, was du nun in der Pension tust, was du für die Zukunft planst...

Sehr gerne – ich bin in Wien geboren, aber im Burgenland aufgewachsen und habe nach der Matura in Wien auf der WU Wirtschaft studiert, Schwerpunkt Marketing & Werbung. Durch Zufall bin ich in der Pharmaindustrie gelandet, war im Außendienst, dann Produktmanager, Außendienstleiter, Business Unit Manager – in Österreich, etwa 10 Jahre lang.

Von 1995-1997 war ich in Budapest, habe dort als Geschäftsführer das Unternehmen in Ungarn aufgebaut. Das war die Phase mit der größten Lernkurve und eine sehr spannende Zeit: alles von Null aufbauen, in einem fremden Land, ohne die Sprache zu beherrschen. Es war sehr herausfordernd, aber auch sehr belohnend: zu sehen, was man selbst aufgebaut hat. Damals hat sich für mich schon gezeigt: ich will einmal eine eigene Firma haben.

Danach ging’s zurück nach Österreich – die Chance habe ich ergriffen, es ist ja meistens nicht leicht, als Expat zurück zu gehen.

Die neue Aufgabe war unglaublich interessant: ganz Zentral- und Mitteleuropa zu managen – von Bregenz bis Wladiwostok. Firmen aufzubauen bzw. zu organisieren in 25 Ländern.

Nach 7 Jahren in Konzernstrukturen gefesselt, wo die Freiheiten eingeschränkt waren, bin ich 2005 ausgeschieden, das war nicht meins. Einfach kein Vergleich zu Ungarn, wo ich selbst Entscheidungen treffen konnte.

Ich bin dann zu einem schwedischen Pharmaunternehmen gewechselt, zur Firma Meda, die im Aufbau war – mit sehr viel Eigenverantwortung, ich konnte wieder viel freier entscheiden.
In meine Verantwortung lagen Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, später auch die Schweiz. Wir reden von 2005-2016, dann wurden wir – in Pharma leider sehr gängig – von einem amerikanischen Konzern übernommen.

Ulrike
Und damit war es wieder vorbei mit der Freiheit? Die amerikanische Bürokratie, mit ihrer oft Unkenntnis der europäischen Kultur, strengen Diversitäts- und Complianceregeln...

Genau, eine Zeitlang ging es noch ganz gut, solange versucht wurde, das alte System aufrecht zu erhalten. Aber die Freiheit war vorbei, man war wieder sehr eingeschränkt.

Und es gab inzwischen die technischen Möglichkeiten, alles ganz genau zu kontrollieren: das Arbeiten war mühsam mit all den strengen Vorgaben, nötigen Zustimmungen/Approvals – man war kaum mehr wettbewerbsfähig und eigentlich entmachtet als Geschäftsführer.

Es kam aber noch schlimmer nach einer weiteren Fusion mit dem generischen Teil von Pfizer; damals wurde ich zwar – normalerweise tauscht man in einem solchen Fall die Manager aus – weiterbeschäftigt, aber ich war nicht sicher, wie es weiter geht. Langsam kam auch die Pension in Sichtweite.

Ulrike
Du hast dir also schon zu diesem Zeitpunkt zum Thema Pension Gedanken gemacht?

Na ja, in der Pension wollte ich ja auch noch unbedingt etwas machen, das mich interessiert. Da kamst du mit deinem Biokosmetik Projekt auf mich zu. Seit meinem Ausscheiden aus Pharma im Jahr 2021 bin ich also Eigentümer und Geschäftsführer von mysalifree Biokosmetik.

Kurz zur Erklärung für unsere Leser: mysalifree wurde von Ulrike 2014 als start-up gegründet; aufgrund einer ernsten Erkrankungen wurde das Unternehmen von ihr an Günter verkauft.

"In der Pension wollte ich ja auch noch unbedingt etwas machen, das mich interessiert."

Ulrike
Und wie geht es dir als Eigentümer eines kleinen, feinen Unternehmens, wo man sehr viel selbst machen muss? Ist doch ein gewaltiger Unterschied zu einem Pharmaunternehmen mit zig Mitarbeitern...

Ich versuche mein Bestes, die Vorteile sind, dass man Entscheidungen selbst treffen kann und für alles auch selbst verantwortlich ist. Natürlich werde ich auch von externen Experten unterstützt, vor allem im digitalen Bereich.

Ulrike
Soweit ich weiß, bist du ja auch noch als Berater tätig?

Stimmt fast, ich war Berater für ein start-up im Bereich CBD als Marketingsupport und für eine zweites Unternehmen, das sich mit der Bekämpfung von Krebs mittels einer sehr innovativen Methode beschäftigt.
Ich musste allerdings feststellen, dass sich das alles zeitlich nicht mehr ausgeht.

Nachdem meine Frau vor 2 Jahren verstorben ist, muss ich neben meinen beiden schulpflichtigen Kinder auch meine betagte Mutter versorgen und meinen Weingarten.
Deshalb kümmere ich mich jetzt ausschließlich um meine eigene Firma und um meine Familie.

Ulrike
Du bist ein sehr gutes Beispiel für einen aktiven BestAger. Es geht uns ja darum, Menschen 50 Plus zu motivieren, sich rechtzeitig auf die Zeit nach dem Berufsleben vorbereiten. Und dass man danach weiter tätig ist. Hannes Androsch hat einmal gesagt: „Ich arbeite nicht mehr (ich muss nicht mehr), jetzt bin ich tätig (ich kann, wenn ich will)“.

Genau, das ist eine sehr gute Situation. Mein Onkel aus Kanada hat immer gesagt: wenn du aus dem Berufsleben ausscheidest, bist du weg vom Fenster, sinkst du in die Bedeutungslosigkeit. Das möchte ich nicht, ich möchte nicht verschwinden, ich kann mir nicht vorstellen, nur mehr Freizeit zu haben.
Ich möchte etwas Sinnvolles tun, das mich interessiert und meine Stärken – in meinem Fall klassisches Marketing – weiter nutzen.

Ulrike
Der Vorteile ist, man hat sein fixes Einkommen durch die Pension - durch deine Pharmatätigkeit bist du bestimmt top abgesichert. Das ist auch ein Privileg, vielen anderen geht es nicht so gut, sie müssen noch zu einer schmalen Pension dazuverdienen.

Ich bin mir bewusst, dass ich es in dieser Hinsicht sehr gut habe. Mein Antrieb ist ein anderer: nach einem Top Job, ständig konfrontiert mit Entscheidungen, Mitarbeiterführung etc. – wenn das wegfällt, steht man plötzlich nicht mehr mitten im Leben.

Ulrike
Was sagst du zum Ausspruch von Greta Silver, einer 75-jährigen, deutschen Unternehmerin, Autorin und Speakerin: „Von 30 bis 60 ist es genau gleich lang wie von 60 bis 90.“

Ja, man hat noch wirklich viel Lebenszeit vor sich. Und die muss man aktiv und sinnvoll gestalten. Alles andere ist für mich unvorstellbar. Nur so in den Tag hinein zu leben…. nein, das ist nichts für mich.

"Ich fühle mich nicht alt und möchte das so lange wie möglich aufrecht erhalten."

Ulrike
Zum Thema Hobby: du hast deinen Weinberg, deine Kinder halten dich bestimmt auch gut auf Trab – was tust du für deine Gesundheit?

Ich laufe. Das reicht.

Ulrike
Du hast einmal zu mir gesagt: „Ich fühle mich nicht alt, ich will kein Senior sein.“

Richtig, will ich wirklich nicht. Es ist schon merkwürdig: im Englischen steht Senior – zB Senior Partner, Senior Expert – für Erfahrung, also etwas positives; im Deutschen denkt man bei Senior an Alte. Es gibt eigentlich keinen passenden Ausdruck in unserer Sprache für uns agile Menschen. BestAger trifft es noch am besten. Ich fühle mich nicht alt und möchte das so lange wie möglich aufrecht erhalten.

Ulrike
Lieber Günter, das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank, dass du uns deine Zeit geschenkt und uns dein Leben und deine Pläne geschildert hast. Alles Gute für dich, deine Zukunft und deine Biokosmetik!

mysalifree Biokosmetik hat ein attraktives Angebot exklusiv für uns Wir BestAger geschnürt.
Alle Details erfährst du bei Klick auf den Button.

Mag. Ulrike Ischler
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