Testament erstellen So umgehst du die 9 größten Fallstricke

Testament erstellen: So umgehst du die 9 größten Fallstricke

Wer redet schon gerne über (Ver) Erben, über Geld, die eigene Endlichkeit?

Dieses Thema gehört zu den großen Tabus in unserer Gesellschaft. Eigentlich unverständlich, dass laut Umfrage durch die österreichische Notariatskammer nur 20% der Österreicher ein Testament haben; bei den über 60 Jährigen ist es rund ein Drittel. Obwohl man weiss, wie häufig es zu Erbstreitigkeiten kommt, Ärger also vorprogrammiert ist.

Auch wenn wir es gerne vor uns herschieben: das Verfassen eines Testaments ist unerlässlich, wenn du sicher sein willst, dass dein Vermögen bei den von dir bestimmten Personen ankommt. Außerdem ist es erleichternd und ein gutes Gefühl: du hast alles in deinem Sinn geregelt, deine Lieben bedacht und kannst so Unstimmigkeiten und Familienzwist vermeiden.

Liegt nämlich kein Testament vor, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft; gibt es keinen Partner oder Blutsverwandte, fällt der gesamte Nachlass an den Staat.

Bereits in früheren Beiträgen haben wir ausführlich beschrieben, wie man ein gültiges Testament in Österreich errichtet.
Heute möchten wir uns darauf konzentrieren, wie du bei der Erstellung des Testaments die häufigsten Fallstricke umgehst.

INHALTSVERZEICHNIS

Missachtung der Formvorschriften

Einer der häufigsten und gravierendsten Fehler ist das Ignorieren der gesetzlichen Formvorschriften. Es gibt klare Regeln, die beachtet werden müssen, damit ein Testament rechtswirksam ist.

Zum Beispiel muss ein eigenhändiges Testament vollständig handschriftlich verfasst und eigenhändig unterschrieben sein. Werden diese Anforderungen nicht erfüllt, kann das Testament leicht angefochten oder sogar für ungültig erklärt werden. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass bereits das Fehlen der Unterschrift zu einer Anfechtung führen kann, wodurch das Testament nichtig wird.

Bei einem fremdhändigen Testament sind die Formvorschriften deutlich komplizierter.

▶︎ Der Erblasser muss das Testament sowohl eigenhändig unterschreiben als auch in einem Zusatz „seinen letzten Willen“ kundtun.

▶︎ Das Testament muss in Gegenwart von drei gleichzeitig anwesenden Zeugen, deren Identität aus der Urkunde hervorgeht, unterschrieben werden. Die Unterschrift der Zeugen muss am Ende des Testaments erfolgen – mit einem eigenhändigen Zusatz (z.B. “als Testamentszeuge”).

Unklare oder widersprüchliche Formulierungen

Unklare oder mehrdeutige Formulierungen im Testament können zu Missverständnissen und Streitigkeiten unter den Erben führen.
Die Formulierung “meine Kinder sollen alles bekommen” kann problematisch sein, wenn unklar ist, ob auch Stief- oder Pflegekinder gemeint sind.
Es ist wichtig, den eigenen Willen präzise und eindeutig zu formulieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Auslegung des Testaments nicht im Sinne des Verfassers erfolgt.

Keine Berücksichtigung des Pflichtteils

Ein weiterer häufiger Fehler mit möglicherweise gravierenden Auswirkungen ist die Nichtberücksichtigung von gesetzlichen Erbansprüchen.

In Österreich haben Ehepartner und Kinder einen gesetzlichen Pflichtteilsanspruch, also einen gesetzlichen Mindestanspruch auf einen Teil des Erbes. Ein Testament, das diese Ansprüche ignoriert, kann leicht angefochten werden.

Testament erstellen: So umgehst du die 9 größten Fallstricke

Unzureichende Regelungen für den Notfall

Oftmals wird vergessen, Regelungen für den Fall zu treffen, dass ein vorgesehener Erbe vor dem Erblasser verstirbt. Ohne entsprechende Klauseln, wie zum Beispiel eine Ersatzerbenregelung, kann dies zu erheblichen rechtlichen Problemen führen.

Zum Beispiel kann das Fehlen eines Ersatzerben zu einer unerwünschten gesetzlichen Erbfolge führen.

Fehlende Aktualisierung des Testaments

Das Leben verändert sich, und damit auch die Rahmenbedingungen für ein Testament.
Ein häufiger Fehler ist es, das Testament nicht an veränderte Lebensumstände anzupassen. Das können Änderungen der familiären Situation sein, der Erwerb von Immobilien oder die eigenen Vorstellungen sind andere.Alle paar Jahre sollte man die Situation überdenken und das Testament gegebenenfalls aktualisieren.

Eine unterlassene Aktualisierung nach einer Scheidung kann zB dazu führen, dass der Ex-Partner als Erbe eingesetzt wird.

Richtig vererben

Ein Testament nicht sicher verwahren

Der Ort, an dem ein Testament aufbewahrt wird, ist genauso entscheidend wie sein Inhalt.

Damit der letzte Wille im Ernstfall rasch gefunden und umgesetzt werden kann, ist es ratsam, das Testament bei einem Notar zu hinterlegen und ins Testamentsregister eintragen zu lassen – eine kleine Investition, die sicherstellt, dass Ihr Testament nicht verloren geht und Ihre Wünsche respektiert werden.

Digitalen Nachlass nicht regeln

Digitale Daten und Geräte gehen auf deine Erben über.

Ohne entsprechende Vorkehrungen bleibt ihnen jedoch der Zugang verwehrt. Daher solltest du eine Liste deiner Benutzerkonten und Passwörter für soziale Medien, E-Mail-Dienste und Ähnliches an einem sicheren Ort hinterlegen. Was mit deinem digitalen Nachlas passieren soll,  kann auch im Testament festgehalten werden.

Keinen Überblick über den Nachlass haben

Weißt du eigentlich, wie groß dein Vermögen ist?

Neben Konten und Immobilien gibt es Lebensversicherungen, Auto, Schmuck, Goldmünzen, wertvolle Möbel oder Kunst? Eine Vermögensaufstellung anhand einer Liste verschafft Übersicht.

Eigene Vorsorge nicht bedenken

In Deutschland gibt es Erbschaftssteuer, in Österreich wird immer wieder über eine neuerliche Einführung diskutiert. Es kann also Sinn machen, zB Immobilien aus Steuergründen bereits zu Lebzeiten zu übergeben.

Bei allen Überlegungen rund um Schenkungen und Steueroptimierung, solltest du an deine Absicherung im Alter und einem möglichen Pflegefall denken.

Auch eine Patientenverfügung ist eine sinnvolle Sache, mehr dazu in unserem Beitrag.

Fazit: Testament erstellen: So umgehst du die 9 größten Fallstricke

Die Errichtung eines Testaments ist eine wichtige Angelegenheit, die sorgfältig durchdacht und ausgeführt werden sollte.

Die häufigsten Fehler – von Formfehlern über unklare Formulierungen bis hin zur Missachtung gesetzlicher Erbansprüche – können schwerwiegende Konsequenzen haben.

Es empfiehlt sich, im Zweifel juristischen Rat einzuholen und das Testament regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass der eigene letzte Wille tatsächlich umgesetzt wird.

Wer sich der typischen Fallstricke bewusst ist und diese vermeidet, stellt sicher, dass sein Vermögen im Sinne des eigenen Willens weitergegeben wird und unnötige Streitigkeiten unter den Erben vermieden werden.

Details zum Thema Testamentserrichtung findest du in unserem Beitrag “Ein Testament richtig schreiben”.

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Mag. Ulrike Ischler

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Mag. Ulrike Ischler

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