Der Glücksschmied

Leidenschaft statt Ruhestand – Kunstschmied mit 82

„Wer rastet, der rostet“ – an diesem Sprichwort ist mehr dran, als man denkt. Körperliche und geistige Aktivität hält uns fit, stärkt unser Wohlbefinden und gibt unserem Leben Sinn.

In unserer neuen Reihe „Aktiv im Alter“ stellen wir inspirierende Persönlichkeiten vor, die auch in hohen Jahren mit Freude und Leidenschaft ihrer Berufung nachgehen. Sie zeigen uns, dass das Älterwerden kein Grund ist, aufzuhören – sondern eine Chance, neue Wege zu gehen und sich weiterhin aktiv ins Leben einzubringen.

Den Auftakt macht Rudl Duregger aus Lienz in Osttirol.
Seit 55 Jahren betreibt der mittlerweile 82-Jährige seine Kunstschmiede, während seine Frau Anna das benachbarte Geschäft “Alte Schmiede” führt. Gemeinsam haben sie nicht nur ein Stück Geschichte bewahrt, sondern auch einen Ort geschaffen, der Einheimische wie Touristen magisch anzieht. Doch wer ist dieser Mann, der als “Glücksschmied” bekannt ist?

Wir haben ihn besucht, um mehr über sein Leben, sein Handwerk und seine Leidenschaft zu erfahren.

"Wer rastet, der rostet" – Das Credo eines Handwerkers

Schon früh am Morgen beginnt Rudls Tag. Während viele andere längst im Ruhestand sind, geht der Lienzer Kunstschmied weiter seiner Leidenschaft nach. Doch warum arbeitet er immer noch?

“Viele meiner Kumpel sind schon verstorben. Wer rastet, der rostet – das stimmt wirklich. Solange die Arbeit Freude macht, bleibt man jung. Ich bin offiziell in Pension, aber ich mache halt noch kleine Sachen weiter. Große Schmiedeprojekte mache ich keine mehr, weil ich leider allein bin. Mein Lehrbub ist im Februar 2023 in Pension gegangen – der hatte keine Lust mehr weiterzumachen.”

Alte Schmiede

Ein Tag im Leben des Glücksschmieds

Wie sieht so ein Tag bei Rudl Duregger aus?

“Mein Tagesablauf ist fast alle Tage gleich. Um fünf Uhr in der Früh aufstehen, anständig frühstücken – mit Tee, Speck und allem, was dazugehört.

Um sieben bin ich in der Schmiede. Da wird erst mal Feuer gemacht, damit es warm ist, und dann arbeite ich meine kleinen Aufträge ab. Momentan habe ich zum Beispiel Räucherpfannen gemacht, etwa 50 Stück. Das sind noch Aufträge von Weihnachten. Kaminbestecke und Reparaturen stehen auch oft an.”

Natürlich gibt es auch Zeit für eine Pause.
“Um halb neun gehe ich einen Kaffee trinken. Meistens kommt jemand vorbei und sagt: ‘Rudl, gemma noch dort hin.’
Um halb elf ruft dann mein Freund, der pensionierte Schuldirektor, und fragt: ‘Rudl, hast schon a Weile?’ Dann gehen wir Karten spielen ins Adlerstübele – bis Mittag.

Nach dem Essen arbeite ich nachmittags weiter bis sechs Uhr abends. Und dann? Ja, vielleicht ein bisschen Fernsehschlafen.”

Aktiv mit 82 - der Kunstschmied aus Osttirol

Schmiedekunst mit Herz und Seele

In seiner historischen Werkstatt fertigt Rudl kunstvolle Treppengeländer, Fenstergitter und traditionelle Krampus-Glocken für regionale Umzüge. Doch ein besonderes Ritual pflegt er seit Jahrzehnten an Silvester:

“Jedes Jahr baue ich zu Silvester die Krippe und eine Esse auf. Dann schmiede ich Glücksbringer in Form von kleinen Hufeisen – den ganzen Tag bis Mitternacht. Die Menschen stehen Schlange, um ein solches Eisen zu ergattern. Für viele ist es ein Symbol des Glücks und des Neuanfangs.”

Dass seine Hufeisen wirklich Glück bringen, beweist eine besondere Geschichte:
“Eine junge Frau kam einmal zu mir. Sie war schwanger und ihr Kind lag in Steißlage. Ich habe ihr ein Hufeisen geschenkt. Ein Jahr später kam sie mit ihrem gesunden Baby in die Schmiede zurück – fest davon überzeugt, dass das Hufeisen geholfen hat.”

Rudl lacht: “Ich bin halt der Glücksschmied von Herzen.”

Übrigens hat meine liebe Frau von Rudl so ein kleines Glücks-Hufeisen geschenkt bekommen und trägt es ständig bei sich.

über 80 und aktiv

Ein Leben für die Gemeinschaft

Doch Rudl Duregger ist nicht nur ein Meister seines Fachs, sondern auch ein geselliger Mensch. Er liebt das Kartenspiel und organisiert seit 40 Jahren eine Runde mit Freunden.

“Wir spielen Ladinisch-Watten – das ist nur was für Könner! Der Gewinn wird in eine gemeinsame Kasse gelegt, die wir für Reisen nutzen. Einmal im Monat spielen wir, das reicht.”
Das tägliche Zweierschnapsen mit seinem Freund den Schuldirektor gehört, wie schon erwähnt, zum Tagesablauf.

Neben dem Kartenspielen ist Rudl auch seit über 60 Jahren Mitglied im Schützenbund seiner Heimatgemeinde, davon 30 Jahre als Hauptmann. Zudem singt er im Lienzer Sängerbund. 

Das Geheimnis einer langen Ehe

Auch seine Frau, die er liebevoll Nannele (Koseform von Anna) nennt, ist seit über 30 Jahren Teil dieses Lebenswerks. Doch was ist das Geheimrezept für eine erfolgreiche Ehe und ein gemeinsames Geschäft?

“Nicht so viel zusammengehen”, meint Rudl mit einem Schmunzeln.

Schmiedekunst, Erinnerungen und Glücksmomente

Rudl Duregger hat nicht nur Metall geschmiedet, sondern auch unzählige Erinnerungen und Glücksmomente geschaffen. Seine Geschichte ist nicht nur die eines Schmieds, sondern die eines Mannes, der mit Leidenschaft lebt und sein Glück mit anderen teilt. Leidenschaft statt Ruhestand – das trifft bei Rudl zu 100 % zu.

“Solange man etwas mit Freude macht, bleibt man jung”, sagt er – und schmiedet weiter, für das Glück seiner Mitmenschen.

Was für ein ein wunderschöner Schlusssatz!

Vielen Dank, lieber Rudl, für deine Zeit, den spannenden Blick in dein Leben, in deine Schmiedewerkstatt und euer wunderschönes Geschäft. Bei jedem Aufenthalt in unserem Lienz freuen wir uns über diesen ganz besonderen Ort in der Altstadt.

Wir wünschen dir, lieber Rudl und liebe Anna, weiterhin soviel Energie, Leidenschaft, Freude und ganz viele Glücksmomente.

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Jörg Schaden
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